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Pampasgras lauert überall, wo es etwas zu dekorieren gibt, gerade im Advent. Die Hipster-Büschel gelten sogar als Weihnachtsbaum-Alternative. Über das Grauen in Beige.
Durch die Wohnzimmer der Instagrammer zieht sich offenbar eine subtropische Grassteppe. Zumindest würde das erklären, warum in den sozialen Medien neuerdings aus allen Ecken Pampasgras wuchert, das ja eigentlich nach Südamerika an die Ufer des Río de la Plata gehört.
Ungeachtet dessen, dass die Pampa bisher eher als Synonym stand für eine Region, in der man nicht einmal tot überm Zaun hängen wollte, verkörpert das Pampasgras mittlerweile modernen Lifestyle. Kaum ein Arrangement scheint ohne Hipster-Puschel auszukommen. Selbst Vintage-Mode oder Strickpullis auf Ebay erhalten sicherheitshalber ein paar Halme als optische Beigabe.
Nach Orchideen und Kakteen, Monstera und Eukalyptus muss es jetzt also Pampasgras sein. Wo früher noch alte Sträusse als Trockenblumen-Arrangement durchgingen, verkünden heute die Zweige der Cortaderia selloana: Hier wohnt ein Mensch mit Geschmack! Auch wenn nicht ganz klar ist, ob der gut ist oder schlecht. Aufgrund seiner unentschiedenen Farbe, die sich zwischen Cremeweiss, Silber und Hellbraun bewegt, kann man jedenfalls nicht viel falsch machen. Und das war nie wichtiger als in Zeiten wie diesen.
Pampasgras überträgt jedem Arrangement einen Do-it-Yourself-Anstrich. In einer bauchigen Bodenvase zwischen Rattanstuhl und Makramee-Wandbehang versprüht es lässigen Bohemian-Ethno-Lifestyle. Vor der gekalkten Ziegelmauer mit Surfboard steht es für «romantisches Beachfeeling». Und wer nicht weiss, was das ist, platziert das dekorative Süssgras einfach im Tonkrug auf dem Tisch und behauptet, das sei «irgendwas mit Skandi-Design».
Mit Skandinavien hat das südamerikanische Gras allerdings wenig zu tun. Es fühlt sich wohler im gemässigten Klima der Pampa, wo der Wind über die Steppe streicht. Auch in unseren Vorgärten wächst es und blüht mitunter sogar bis in den Winter hinein, genau wie in jedem gut sortierten Baumarkt.
Zugleich fragt man sich, was diese Pflanze in unseren Breitengraden verloren hat. Wo sie ausserhalb ihrer Heimat doch nur Unsinn anstellt: Pampasgras lässt Gärten verwildern, setzt sich an Strassenrändern fest und verdrängt die einheimische Vegetation. In einigen Ländern sollen deshalb Import, Herstellung oder Verkauf der invasiven Pflanze sogar verboten werden.
In getrocknetem Zustand hingegen taugt Pampasgras bestens als Dekoration. In seiner flauschigen Harmlosigkeit bietet es einen tröstlichen Gegenpol zur pandemisch-bedrohlichen Aussenwelt. Kleine Einschränkung: Vor allem in der beheizten Wohnung fusseln die Büschel und verlieren Samen. Dagegen hilft ein Friseur-Trick: Man solle, heisst es in einschlägigen Blogs, das Pampasgras zunächst kopfüber ausschütteln und mit einem Fön auf niedriger Stufe in die gewünschte Form bringen. Sind die Wedel dann schön fluffy, werden sie mit Haarspray fixiert.
Das ist insofern ratsam, weil sie in der Vorweihnachtszeit einiges aushalten müssen: Derzeit werden die Büschel mit grossem Eifer zu Adventskränzen verzurrt. Damit das flaumige, runde Gebilde nicht einem verendeten Schwanenküken ähnelt, empfiehlt es sich, noch ein paar andere Gräser oder Eukalyptus einzuflechten.
Der Adventskranz von Cathy Hummels, in dem die Gräser natürlich auch nicht fehlen durften, hat allerdings nicht mal den ersten Advent überlebt: Er brannte ab, wie sie auf Instagram berichtete.
Neuerdings hat sich das Gewächs sogar in die Kategorie Weihnachtsbaum emporgearbeitet – in einigen Haushalten wird Pampasgras als Double der klassischen Nordmanntanne zweckentfremdet. Das Ergebnis könnte aber, wenn nicht professionell ausgeführt, als die Weihnachtsfrisur von Rod Stewart missverstanden werden. Nun, ein paar bunte Kugeln werden das Problem sicher lösen.
Aber keine Angst, liebe Naturschützer. Dass die Ebenen rund um den Río de la Plata bald vollständig abgegrast werden, ist natürlich kaum zu befürchten. Mit den Grashalmen wird es genauso sein wie mit allen Deko-Trends: Nach ein paar Monaten schickt man sie wieder in die Pampa.
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